Die Gesprächsanalyse ist eine Weiterentwicklung der amerikanischen Conversation Analysis, die auf den Schriften und Arbeiten von Harvey Sacks, Emanuel Schegloff und Gail Jefferson beruht. Sie ist in der Soziologie, der Sprach- und Kommunikationswissenschaft und (vor allem im englischen Sprachraum) in der Psychologie als qualitative Forschungsmethode etabliert.
Wichtigstes Werkzeug der Gesprächsanalye ist das GAT 2, das Gesprächsanalytische Transkriptionssystem in seiner zweiten Version. Hierbei handelt es sich um eine Sammlung von Konventionen, nach denen die zu untersuchenden Gespräche transkribiert, d.h. verschriftlicht werden. GAT-Transkripte erkennt man auf den ersten Blick an den durchgehenden Zeilennummern und der Schriftart Courier. Dazu kommen verschiedene Regeln zur Wiedergabe von
- Betonung (Großbuchstaben)
- Intonation (Stimmklang, dargestellt durch Satzzeichen)
- Pausen (Punkte/Striche in Klammern)
- Verzögerungen (wie man sie hört, ähm, öh, etc.)
- gleichzeitigem Sprechen (durch eckige Klammern markiert)
und einigen weiteren Aspekten spontaner gesprochener Sprache. Die eben genannten Aspekte sind in folgendem (fiktiven) Beispiel dargestellt:
Die Gesprächsanalyse untersucht, wie sich die Mitglieder einer Gesellschaft sprachlich miteinander verhalten. Uns interessiert, was sie dabei erreichen, wie sie ihre Ziele verfolgen und wie sie aufeinander reagieren. Dazu betrachten wir auch die Feinheiten gesprochener Sprache, wie Pausen usw., da sich gezeigt hat, dass wir diese Dinge nicht beliebig und zufällig produzieren, sondern nach bestimmten Regeln, die wir im Laufe unseres Spracherwerbs und unserer Sozialisation in einer Gesellschaft erlernt haben.
Dabei geht die Gesprächsanalyse unter anderen von folgenden Grundannahmen aus:
- Gespräche, Interaktionen, soziale Phänomene sind gemacht
- Die Teilnehmenden stellen diese Dinge gemeinsam her
- Sie zeigen sich gegenseitig an, wie sie etwas verstehen
- Dadurch werden die Phänomene für die Analysierenden sichtbar
- Das Anzeigen und Herstellen ist hochgradig routinisiert
Weitere Informationen und Hintergründe finden sich auf den folgenden Seiten:
Grundlagen-Literatur zB auf der Webseite von Emanuel Schegloff: http://www.sscnet.ucla.edu/soc/faculty/schegloff/
Weitere Informationen zu GAT 2 in dieser Publikation: Selting et al. 2009
Aktuelle Forschung in der Gesprächsanalyse zB auf der Seite der Online-Zeitschrift für Gesprächsforschung.